Trainer Baade weiß leider nicht was ein Wödmasta (siehe Kommentare) ist und daher wohl auch nicht, was ein Wööd-Kicker ist. Das liegt wohl daran, dass er deutlich jenseits des Weißwurst-Äquators wohnt. Während andere wortgewandte Blogger wie Frittenmeister mit diesen Wörtern keine Probleme haben, gibts beim Ball-Jungen sicherlich ähnliche Probleme wie beim Trainer.
In Wien wirds jetzt vor der EURO 08 einige Kurse zu diesem Sprach-Thema geben, denn ein Ballesterer ist kaum mehr bekannt und über den Grenzen Österreichs ist auch ein Gurkerl, ein Scheiberlspiel oder a Goiman völlig unbekannt.
Die Vorträge „Wenn Zangler den Ballesterern ein Gurkerl geben“ von Manfred Glauninger im Rahmen der Volkshochschulreihe „University meets public“ finden am 6. März 2008 von 18.00 bis 19.30 Uhr in der Volkshochschule Simmering, am 8. April von 19.30 bis 21:00 Uhr in der Volkshochschule Landstraße und am 20. Mai von 18.00 bis 19.30 Uhr in der Volkshochschule Ottakring, Zweigstelle Hernals, statt. Der Eintritt beträgt jeweils 5 Euro.
In Wien kann ein „Gurkerl“ spielentscheidend sein, vorausgesetzt der „Outwachler“ ist nicht „narrisch“ geworden. Die österreichische Fußballersprache ist einzigartig. Der Sprachwissenschafter Dr. Manfred Glauninger geht der Frage nach, warum der „Kicker“ ein „Goal“ schießt und die „Ballesterer“ vom Aussterben bedroht sind.
Die Fußballersprache ist eine Art Fachsprache und stiftet gleichzeitig Gruppen-Identität. Will man zu einer Gruppe gehören, muss man auch ihre Sprache erlernen, ist sich Glauninger sicher. So regiert auf heimischen Sportplätzen nicht nur König Fußball, sondern auch die dazugehörige Sprachform. Und die ist einer ständigen Veränderung unterworfen und muss sich dem gesellschaftlichen Wandel anpassen. Die österreichische Fußballersprache hat ihre Wurzeln in Wien. Sprachkreateure waren Spieler und Zuseher und kamen ursprünglich meist aus proletarischen Verhältnissen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde vor allem in der Bundeshauptstadt mit so manchem „Fetzenlaberl“ ein „Steirergoal“ geschossen. Mit der Zeit wurden die eigentümlichen Begriffe in die Bundesländer exportiert, erklärt der Sprachwissenschafter. Aber auch die Wiener griffen Ausdrücke, meist englische, auf und fügten sie zu einem erstaunlichen Ganzen. So erscheint auch der beste „Goalmaun“ gegen einen „Corner“, von einem „Wööd-Kicker“ geschossen, hilflos. Vor allem der aus dem Englischen herrührende Wortstamm „kick“ hat es den Wienern angetan. Da treffen sich etwa „Freizeitkicker“ auf ein „Kickerl“, um nach dem „Ankick“ in einem „Alibikick“ wieder alles zu „verkicken“. Auch die Verniedlichungsform, eine Wiener Eigenart, wird in der Fußballersprache gerne herangezogen. So beherrscht der ambitionierte „Kicker“ ein „Schupferl“ und wärmt mit dem „Gaberln“ auf.
Viele Begriffe sterben aber auch aus. So kennt von den Nachwuchsfans kaum noch jemand die „Ballesterer“. Auch das „Fetztenlaberl“ hat in der heutigen Zeit von Labor-Fußbällen mit High-Tech-Nano-Mikro-Bezug wohl ausgedient. Es kommen aber auch neue Begriffe hinzu. So wäre ein „Höscherl“ auf einem „Boltzplatz“ vor etlichen Jahren noch nicht möglich gewesen. Laut dem Sprachexperten werden aktuell hauptsächlich Begriffe aus Deutschland in die österreichische Fußballersprache aufgenommen. Diejenigen, deren Wienerherz jetzt zu krampfen beginnt, kann Glauninger beruhigen:
„Jede Sprachform ist ständig im Wandel. Im 18. Jahrhundert wurde gegen französische Wörter angekämpft. Im 19. Jahrhundert kamen tschechische Ausdrücke ins Wienerische. Und den lateinischstämmigen Begriff `Nase` wollte man in früheren Zeiten im Hochdeutschen angeblich mit ´Gesichtserker‘ ersetzten.“ In diesem Licht betrachtet wird man sich auch bald daran gewöhnen, dass manches Spiel der österreichischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft „echt krass“ werden könnte.